Materialcollage
Materialcollage
Der Stoff
Der Schnell-Langsame
Wichtigstes Element von konzeptkünstlerischen Arbeiten ist die Idee – wichtiger als deren Ausführung. Wird die Idee mit der Tat verbunden, entsteht Konzeptaktion.
DIE IDEE
Wir leben in schnellen Zeiten. Geschwindigkeit ist Zeitgeist. Das ist gut. Das ist schlecht. Gut durch mehr an Information, Arbeit, Freizeit, Thrill. Im Rausch der Geschwindigkeit leben heißt, Gott Kronos so zu beschleunigen, dass der fast nicht mehr wahrgenommen wird. Zeitvernichtung durch Schnelligkeit. Schlecht durch Überflieger-mentalität. Endlichkeiten werden fast nicht mehr wahr genommen. Das Langsame, Ruhe, Muße, Meditation fehlt. Der Geist wird süchtig nach Bewegung und rebelliert, wenn ihm nur stehende Bilder geboten werden. Ich will nun Beides, das Schnelle wie das Langsame in zwei aufeinanderfolgenden Kunstaktionen verbinden. Synthese schaffen zwischen dem Schnellen und dem Langsamen.
DIE TAT
A. Es werden 6 Overalls (3 x weiblich = blau, 3 x männlich = rot), in welchen sich Menschen befinden, während des Fallens durch den Gastunnel mit Filzern von mir bezeichnet: 6 Menschen, 6 Overalls, 6 Sprünge, 6 Zeichnungen. Die Performance währt je 60 Sekunden. Sie besteht aus einem Modell (eine Frau oder ein Mann), dem Akteur (zeichnender Künstler) und dem Kameramann, welcher von außen, im freien Fall über dem Künstler & seinem Modell liegend, die Aktion durch seine eingestellte elektromagnetische Maschine fixiert.
B. Diese Overalls werden nach dem Schnelllauf einer Meditation ausgesetzt. Linien, Punkte, Bögen, Symbole, welche in 60 Sekunden entstanden sind, werden mit der komplementären Farbe - also rot zu blau und blau zu rot - in 60 Minuten Langsamkeit nachgezeichnet.
C. Ist das vollendet, werden die Kleidungsstücke auf monochromer schwarzer Fläche befestigt und an die Wand eines Ausstellungsraumes gehängt. Während der Vernissage läuft das zeitlich verkürzte und zeitlich verlängerte, illusionäre Video-Band (Aufzeichnung der Aktion), projiziert durch einen Beamer, welcher die bewegten Bilder auf das schmeißt, von dem sie einstmals abgenommen wurden.
Berlin-Tunesien
2001
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letzte Aktualisierung: 29.11.2015